Die achtteilige Serie „Der Schwarm“ ist das neue Prestige-Projekt des ZDF. Frank Schätzing, Autor der Romanvorlage, hat für die Adaption aber wenig übrig.
Mit der neuen Serie „Der Schwarm“ möchte das ZDF in der Liga der großen, internationalen Prestige-Serien wie „The Last of Us“ und „House of the Dragon“ mitspielen. Dafür hat der Sender 40 Millionen Euro in die Hand genommen und die bisher aufwendigste deutsche TV-Produktion aller Zeiten umgesetzt. Die Science-Fiction-Thrillerserie basiert auf dem gleichnamigen Roman von Frank Schätzing aus dem Jahr 2004 – doch dieser ist von der Adaption gar nicht begeistert.
Der Besteller-Autor hat sich im Interview mit DIE ZEIT (8/2023) zu „Der Schwarm“ geäußert. Positiv hebt Schätzing die Special-Effects hevor, die zusammen mit der Musik und dem Sound-Design für die richtige Atmosphäre sorgen. Von dem Rest ist er allerdings enttäuscht. Ihn stört es vor allem, dass sie ihr Potenzial nicht vollständig ausschöpfe:
„Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Es pilchert mehr, als es schwärmt. Gute Schauspielerriege, aber unterfordert. Die globale Dimension der Bedrohung wird nicht spürbar, von Aktualität oder einer intelligenten Alien-Strategie ganz zu schweigen. Man hätte dem Narrativ des Romans mehr vertrauen sollen, der Maximaleskalation des Thrillers.“
Außerdem würde die Serie das Thriller-Genre nicht richtig verstehen, denn „dafür braucht es cineastischen Wagemut, konventionelle TV-Dramaturgie kann das nicht leisten, und aus der traut sich ‚Der Schwarm‘ nie raus.“ Gleichzeitig kritisiert Schätzing, dass die Serie nicht genügend modernisiert wurde, insbesondere in Bezug auf den Klimawandel und Social Media sowie der Beziehung der USA und China:
„Man muss Dinge straffen, ändern, absolut! Aber sinnvoll. Der neu erfundene Erzählblock um die japanische Fraktion und das ominöse Council IPCO ist leider zusammengeschusterter Unsinn ohne aktuelle Relevanz, erzählerisch grundfalsch […] Eine Fiktion muss in sich konsistent sein. Sonst verkauft sie die Zuschauer für dumm.“
Wir haben mit den Stars von „Der Schwarm“ im Interview gesprochen:
ZDF und Showrunner äußern sich zur Kritik von Frank Schätzing
Das ZDF hat auf die Kritik von Frank Schätzing reagiert und auf Anfrage des Spiegels erklärt: „Aus unserer Sicht ist ‚Der Schwarm‘ eine sehr gelungene und zeitgemäße Adaption des Romans aus dem Jahr 2004.“ Demnach würden sich Adaptionen von literarischen Werken in Erzählform und Dramaturgie immer von der Vorlage unterscheiden. Auch Frank Doelger („Game of Thrones“), der Showrunner von „Der Schwarm“, hat erklärt, warum so viel geändert wurde (via Spiegel). Zum einen seien die Figuren nicht mehr zeitgemäß und zum anderen soll auf die Diversität des Buches eingegangen werden:
„Die Stärke von Buch und Adaption liegt darin, dass darin keine Unterteilung in ‚gute‘ und ‚böse‘ Staaten (traditionell der Westen und der Osten) vorgenommen wird, da diese zu beschränkt ist und nicht dem globalen Problem des Klimawandels gerecht wird. Die Universalität des Themas schlägt sich auch in der sehr internationalen und multikulturellen Ausrichtung des Ensembles, der Drehorte und der Sprachen aus. Es wird die globale Gesellschaft als Ganzes herausgefordert.“
„Der Schwarm“ ist mit Folge 1 bis 6 bereits in der ZDF-Mediathek zu finden und wird ab dem 6. März 2023, ab 20:15 Uhr auch im regulären TV-Programm laufen.
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